60 Jahre Friedenskirche in Dinslaken

Anlass:

60 Jahre Friedenskirche in Dinslaken

Datum:

Mai 2021

Ort:

Friedenskirche an der Rotbachstraße in Dinslaken

Autor:

Pfarrer i.R. Sepp Aschenbach

In diesem Jahr wird die Friedenskirche 60 Jahre alt. Für eine Kirche eigentlich kein hohes Alter.

Vor einigen Jahren gab es noch Menschen in Eppinghoven, die sich daran erinnerten, dass an der Rotbachstraße noch Kartoffeln wuchsen und es keine Friedenskirche gab. Und doch, wenn wir zurückschauen, werden wir dankbar für das, was Gott uns in 60 Jahren mit unserer Friedenskirche geschenkt hat.

Hier wurden weit über 2060 Kinder getauft und noch mehr Jugendliche konfirmiert. Ehepaare gaben sich hier das Jawort. Unzählige haben hier Trost und Zuspruch gefunden. Im Vergleich zur Stadtkirche oder zum Betsaal Bruch ist die Friedenskirche eine der neuen Kirchen unserer Gemeinde, nach dem Krieg gebaut, ganz aus Beton und Glas. Damals wurden innerhalb von 15 Jahren in unserer Gemeinde vier Kirchen und das neue große Krankenhaus gebaut. Lohberg, Erlöserkirche, Friedenskirche, Christuskirche.

Ich gehe zurück in die Geschichte unserer Gemeinde:

Nach der Gründung der lutherischen und reformierten Gemeinde im Jahr 1611 spielte sich das Leben der beiden evangelischen Gemeinden in der heutigen Innenstadt ab. In der lutherischen Gasthauskirche und der reformierten, der heutigen Stadtkirche. 1818 schlossen sich die beiden Gemeinden zu einer vereinigten (unierten) Kirchengemeinde zusammen. Die alte baufällige Gasthauskirche der Lutheraner wurde abgerissen. Zweihundert Jahre lang hatte sie immer wieder neue Reparaturkosten verursacht. Man hätte mit dem Geld eine neue Kirche bauen können. Gemeindeleben gab es dann 100 Jahre nur in der heutigen Stadtkirche.

Durch die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert und die die starke Besiedelung der Feldmark entstand ein zweiter Gemeindebezirk, der Bezirk Bruch. Ein zweites Gemeindezentrum musste gebaut werden.

1914 wurde begonnen und erst 1920, nach dem 1. Weltkrieg, konnte es eingeweiht werden. Neben der Stadtkirche gab es jetzt den Betsaal Bruch.

Doch der Stadtbezirk wuchs weiter, vor allem dann durch die vielen Ostvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg. 1956 war der Stadtbezirk auf 8.000 Gemeindeglieder angewachsen. Das Presbyterium beschloss 1956, im Westen der Stadt, jenseits der B 8 und im angrenzenden Teil der Stadt Walsum, einen Neuen Gemeindebezirk zu bilden. Ein neues Gemeindezentrum wurde geplant. Pfarrhaus, Kirche, Kindergarten und Gemeindehaus sollten dazu gehören. Die Luftaufnahme aus dem Jahr 1952 zeigt, dass es in dem Gebiet westlich der B 8 kaum eine Bebauung gab.

Die Hagenschule, das heutige OHG, die Hl. Blut Kirche und auch die Ernst- Moritz- Arndt- Straße gab es noch nicht. Wo heute die Ernst- Moritz- Arndt- Straße verläuft, war noch freies Feld.

Unser früherer Kirchmeister Helmut van Staa, der an der Hagenstraße wohnte, damals am Rand der Stadt, erinnerte sich: von seiner Wohnung konnte er noch bis zum Wohnungswald sehen. 1958 gab es einen neuen Bebauungsplan der Stadt für den neuen Stadtbezirk Hagen/ Bruch. Unser Bild zeigt das Modell des damals geplanten neuen Stadtteils. Hier tauchte zum ersten Mal die projektierte EMA-Straße auf, die es vorher nicht gab. Flächen für die zwei neue Kirchen, eine Katholische und eine Evangelische wurden ausgewiesen. Nach und nach ging die Bebauung voran.

An der Hagenstraße, bisher am Rande der städtischen Bebauung, entstand der erste Bauabschnitt der Hagenschule. Die Schüler aus dem neu sich entwickelnden Wohngebiet sollten nicht mehr über die gefährliche B 8 zu den Schulen in die Innenstadt gehen müssen.

Für die evangelischen Christen aus dem Bezirk Hagen/ Bruch wie aus dem Bereich Walsum/Eppinghoven war ein Gemeindezentrum vorgesehen. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben. Fünf Entwürfe wurden eingereicht. Einer war sehr interessant: Der Architekt wollte das Wasser des Rotbachs als Gräfte um die Kirche herumleiten.

Das Presbyterium aber entschied sich für den realistischeren Entwurf des Architekten Günter Wiebe aus Düsseldorf. Er umfasste Kirche, Pfarrhaus, Kindergarten und Gemeindehaus. Beton und Glas dominierten bei diesem Entwurf. Die Bauarbeiten begannen schon recht bald. 1959 war das Pfarrhaus fertiggesteilt. Superintendent Brinkmann, seit 1934 Pfarrer der Stadtkirche, zog in das neue Pfarrhaus ein und begann mit der Aufbauarbeit im neuen Pfarrbezirk. Damit war der Weg zur Entstehung des Bezirks Friedenskirche im fast ganz katholischen Eppinghoven beschritten. Nur 1600 Gemeindeglieder gehörten anfangs zu dem neuen Bezirk. Die Gottesdienste und Veranstaltungen fanden zunächst noch weiter in der Stadtkirche und im Gemeindehaus an der Duisburger Straße statt.

Doch ein Jahr später begann man mit dem Bau der Friedenskirche an der Rotbachstraße, damals noch auf dem Gebiet der Stadt Walsum. Am 2. Juli 1960 konnte Superintendent Brinkmann den Grundstein legen. Es entstand eine Kirche in Form eines Zeltdaches, gehalten durch 12 miteinander verschraubte Peiner-Träger.

In der Urkunde zur Grundsteinlegung, deren Duplikat sich heute in der Sakristei befindet, heißt es:

"Das Presbyterium erhofft und erbittet von Gott, dass dieser Bau der Sammlung der Gemeinde Jesu Christi und der rechten Verkündigung des Evangeliums dienen möge.... Das Gotteshaus soll den Namen FRIEDENSKIRCHE tragen. Der Grundstein trägt die Inschrift: Ich will Frieden geben an diesem Ort, spricht der Herr Zebaoth. Haggai 2,9"

Fünfzehn Jahre nach Beendigung des Krieges wollte das Presbyterium mit dem Namen der neuen Kirche darauf hinweisen, dass Gott uns in einer friedlosen Welt seinen Frieden schenkt und dass wir aufgerufen sind, für den Frieden zu beten und für den Frieden einzutreten.

Nach etwa einjähriger Bauzeit war die neue Kirche fertig. Sie wurde am 16. April 1961 von Landeskirchenrat Nieland eingeweiht. Aus Kosten-gründen hatte man zunächst auf Turm und Orgel verzichtet. Ein asthmatisches Harmonium begleitete den Gesang.

Doch mit großer Freude wurde die Gemeindearbeit in der neuen Kirche und dem einen Gemeinderaum, dem sogen. „Schlauch“, aufgenommen. Ältere Gemeindeglieder berichten, dass diese Zeit trotz aller Enge eine schöne Zeit war. Größere Veranstaltungen, Weihnachtsfeiern usw. fanden in den kommenden Jahren weiterhin im Gemeindehaus an der Duisburger Straße statt.

Die Zahl der Gemeindeglieder wuchs. Durch Beschluss der Kirchenleitung kamen 1962 die evangelischen Bewohner Eppinghovens, die kommunal zu Voerde und kirchlich zu Götterswickerhamm gehörten, zum Bezirk Friedenskirche hinzu. Für sie wurde dadurch die Teilnahme am kirchlichen wesentlich erleichtert. Die wenigen Konfirmanden mussten zum Unterricht und zum Gottesdienst nicht mehr nach Götterswickerhamm. Pfarrer Petri kam einmal im Monat zur Frauenhilfe in einem Wohnzimmer nach Eppinghoven.

Auch der Teil des Pfarrbezirks Bruch, der westlich der Eisenbahnlinie Dinslaken - Wesel lag, kam zur Friedenskirche. Durch diese Maßnahmen und durch die fortgesetzte Bautätigkeit stieg die Gemeindegliederzahl weiter.

Die Hagenschule und die Hl. Blut Kirche

In diesen Jahren entstanden weitere Gebäude, die für die Bewohner des neuen Wohngebiets wichtig waren.

Am 13. April 1961, wenige Tage vor der Einweihung der Friedenskirche, wurde der erste Bauabschnitt der Hagenschule fertig. Das hintere Gebäude zur Gneisenaustraße hin.

Im Januar 1961 waren mit gleichem Datum die Genehmigungen für gleich drei Schulen in dem neuen Gebäude erteilt worden: für die evangelische Volksschule an der Hagenstraße, die katholische Volksschule an der Hagenstraße und die Gemeinschaftsschule an der Hagenstraße.

Wie das damals gegangen ist, Schüler dreier Schulen in einem Gebäude mit sieben Klassenräumen, war schon kurios. Alle drei Schulen waren ja keine Grundschulen, sondern traditionelle Volksschulen mit acht Jahrgängen, mit Kindern von 6 bis 14 Jahren.

Die Räume wurden unter die drei Systeme verteilt. Die katholische Schule erhält im Souterrain vier Klassenzimmer (für 151 Kinder), die evangelische Schule (80 Kinder) und die Gemeinschaftsschule 52 Kinder) im 1. Obergeschoss je ein Klassenzimmer. Ein drittes Klassenzimmer wird von der evangelischen und Gemeinschaftsschule gemeinsam benutzt.

Für alle drei Schulen gab es Eltern, denen gerade ihre Schule besonders wichtig war. Es gab Streit mit Presseartikeln und Unterschriftenaktionen, manchmal schon sehr heftig!

Ein Jahr später gab es für die Gemeinschaftsschule ein zweites Gebäude, und 1967 für die Evangelischen Volksschule ein drittes Gebäude an der Helenenstraße.

1967 wurden in der BRD alle Volksschulen in Grund- und Hauptschulen umgewandelt. 1974 wurde aus den drei Schulen an der Hagenstraße eine Gemeinschaftsgrundschule -unsere heutige Hagenschule.

Immer noch konkurrierte man mit der erhalten gebliebenen katholische Grundschule in Eppinghoven. Auch hier gab es noch einige Jahre Auseinandersetzungen: mit Pressartikeln und Unterschriftenlisten. Evangelische Eltern aus Eppinghoven meldeten ihre Kinder bei bekannten Familien im Hagenbezirk an, damit ihre Kinder die Hagenschule besuchen konnten und nicht nach Eppinghoven mussten.

1983 wurde dann die Schule in Eppinghoven geschlossen Es gab nur noch die Hagenschule. Die Schülerzahl in Eppinghoven war zu gering. Für die Eppinghovener Kinder gab es einen Schulbus. Über seine Fahrtroute wird zurzeit wieder diskutiert.

1965 wurde dann für die Katholischen Bewohner des Bezirks Hagen/ Bruch die Hl. Blut Kirche gebaut. Sie wurde durch Bischof Höffner aus Münster geweiht. Die Kirche ein eigenwilliges Gebäude aus rechteckigen Baukörpern, wurde von dem Dinslakener Architekten Heinz Buchmann entworfen. Pfarrhaus, Kindergarten und Pfarrheim kamen nacheinander hinzu.

Unter dem ersten Pfarrer Heinrich Küsters und seinem Nachfolger Theo van Doornick entwickelte sich ein sehr intensives und lebendiges Gemeindeleben. Ökumenische Kontakte und Aktivitäten entstanden, wie auch zur katholischen Gemeinde in Eppinghoven.

Leider wurde die erfreuliche Entwicklung des Gemeindelebens und vieler Aktivitäten durch den Abriss der Hl. Blut Kirche im Jahre 2008 beendet, nach nur 43 Jahren. Ein schmerzlicher Einschnitt für die katholischen Christen, die eigentlich dabei waren zu einer Gemeinde zusammenzuwachsen. Ein schmerzlicher Einschnitt aber auch für die ökumenische Zusammenarbeit, ein Verlust für den ganzen Stadtteil.

Doch nun wieder zur Friedenskirche:

Inzwischen war es im Dezember 1961 unter der Leitung der Pfarrfrau Jo Brinkmann zur Gründung einer Frauenhilfe gekommen. Im November 1964 konstituierte sich ein Abendkreis der Frauenhilfe. Ebenfalls 1964 taten sich sangesfreudige Gemeindeglieder zu einem Chor zusammen, um zur Gestaltung gottesdienstlicher Feiern beizutragen; geleitet von Diakon Otto. So waren die ersten selbständigen Gruppen entstanden, die lange fester Bestandteil des Gemeindelebens im Bezirk waren.

Am 16. Juli 1965 trat Pfarrer Brinkmann nach 31-jährigem Wirken in Dinslaken (davon sechs Jahre an der Friedenskirche) in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der vorher in Drevenack tätige Pfarrer Gerd Nordmeyer. Er wurde im September 1965 von Superintendent Arnolds in sein Amt eingeführt.

Zu seinen Aufgaben im ersten Jahr seiner Tätigkeit gehörte die Sorge um den Bau des neuen Kindergartens an der Rotbachstraße. Durch den starken Zuzug und das Anwachsen der Gemeindegliederzahl war die Errichtung eines Kindergartens im Bezirk notwendig geworden. Am 1. März 1966 war es dann soweit, dass der Kindergarten zunächst für 60, wenige Wochen später für 90 Kinder seinen Dienst aufnehmen konnte.

Besonders erwähnt sei hier die ehrenamtliche Tätigkeit von Frau Heta Cordes, der Ehefrau von Professor Cordes, die die Arbeit des Kinder-gartens bis zu ihrem Tod 1881 begleitet hat.

Nur wenige Tage nach der Eröffnung des Kindergartens wurde am 13. März 1966 auch die neue Orgel der Friedenskirche fertig. Das alte Harmonium, das fünf Jahre lang den Gemeindegesang begleitet hatte, wurde durch eine schöne Orgel ersetzt. Die Orgel der Firma Führer aus Wilhelmshaven hat 20 Register und fügt sich klanglich und auch optisch gut in den Kirchraum ein.

1967 – dann ein weiteres größeres Bauprojekt im Bezirk Hagen-Bruch. Im Beisein von Prof Otto Hahn wurde das neue Gymnasium an der Hagenstraße eingeweiht. Damals ein mathematisch naturwissenschaftliches Gymnasium. Lehrer vom Theodor-Heuss-Gymnasium bildeten das erste Kollegium. Viele Jugendliche aus unserem Bezirk besuchten das Gymnasium. Eine Verbindung zu Friedenskirche gab es durch regel-mäßige Schulgottesdienste im Laufe des Jahres; ebenso durch den Religionsunterricht. 10 Jahre habe ich am OHG unterrichtet und gehörte zum Kollegium. Viele Konfirmanden kannte ich aus dem RU als sie in den KU kamen.

Ein weiteres großes Bauprojekt im Bezirk (nach Pfarrhaus, Kirchen und Kindergarten) war dann die Errichtung des Gemeindehauses 1969. Der eine Raum hinter der Kirche war für das anwachsende Gemeindeleben zu klein geworden. Die Errichtung des vorgesehenen Gemeindehauses wurde erforderlich. Im Juni 1969 konnte das von dem Dinslakener Architekten Paul Neuhaus entworfene Gemeindehaus in Dienst genommen werden; ein einfacher, nicht schöner aber zweckmäßiger Bau.

Damit erhielten alle Gruppen und Kreise ein für ihre Arbeit geeignetes Haus. Auch die Küsterwohnung und eine Schwesternwohnung fanden in dem Gemeindehaus Platz.

Seitdem treffen sich die Kreise und Gruppen des Bezirks im Gemeindehaus. In den 1990er Jahren waren es fast dreißig. Es ist, wie von Pfarrer Nordmeyer und den Presbytern beabsichtigt, eine "Stätte der Begegnung mit Gott und dem Nächsten" geworden.

Neben Frauenkreisen und Kirchenchor waren auch Jugendgruppen entstanden, die dem CVJM angeschlossen waren. Der CVJM verstand sich seit seiner Gründung immer als Jugendarbeit in unserer Gemeinde. 12 Pfarrinnen und Pfarrer und eine Reihe Kirchlicher Mitarbeiter, Presbyterinnen und Presbyter sind aus dieser Arbeit hervorgegangen.

Die Jugendarbeit ging zurück. Ein trauriges Ereignis dann: die Auflösung des CVJM nach über 90 Jahren.

Die erste ökumenische Initiative in unserem überwiegend katholisch geprägten Wohngebiet waren dann die Weltgebetstags-Gottesdienste. Sie werden seit 1972 mit den Katholischen Frauen aus Hl. Blut und St. Johannes gefeiert. Wichtige Themen von Frauen aus der weltweiten Kirche stehen im Zentrum dieser Gottesdienste.

Ein trauriges Ereignis war der Brand der erst acht Jahre alten Orgel am 16. Juni 1974. Ein Teil der Orgel wurde dabei zerstört, konnte aber erneuert werden. Sachverständige versicherten, der Klang sei unverändert gut.

Neben Frauenhilfe und Abendkreis entstand 1976 eine weitere, dritte Frauengruppe, zu der Kindergartenmütter eingeladen wurden. Dieser Kreis, er nennt sich Gesprächskreis, konnte vor allem in letzter Zeit wieder ein stetes Anwachsen verzeichnen. Er wurde lange von meiner Frau geleitet. Vor zwei Jahren übernahmen Gabi Tackenberg und Otti Blotenberg die Leitung. Etwa 30 Frauen gehören heute dazu.

Im Oktober 1976 ging Pfarrer Nordmeyer nach elfjähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Die Pfarrstelle wurde im September 1977 nach fast einjähriger Vakanz im September Pfarrer Sepp Aschenbach wieder besetzt. Doch blieb das Ehepaar Nordmeyer als Prediger, bzw. als Leiterin der Frauenhilfe im Bezirk zu Hause. Noch mehrere Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes (bis 1989) leitete Frau Nordmeyer die Frauenhilfe. Unser Bild zeigt Frau Nordmeyer bei der Feier ihres 80. Geburtstages.

Auch in den folgenden Jahren ist das Gemeindeleben weitergewachsen. Eine Reihe von Gruppen kam hinzu:

1978 entstand der Bibelkreis unter der Bezeichnung „Glaube im Gespräch“.

1979 entstand durch die Initiative von Reinhold Matzko der Bläserkreis. Über zwanzig Jahre leitete er ehrenamtlich diesen Kreis. Unsere Gemeinde hat ihm viel zu verdanken.

1982 kam es zur Gründung des äußerst aktiven Seniorenkreises unter der Leitung der unvergessenen Liesel van Laak und ihren Helferinnen; Elisabeth Liebig und Katharina Scholz.

Nach dem Bau des Seniorenzentrums an der Voerder Straße, aber auch durch die Veränderung der Altersstruktur wurde die Gründung eines Seniorenkreises erforderlich. Die Zahl der Senioren hatte sich in fünf Jahren, 1978- 1983, fast verdreifacht. Heute liegt die Zahl bei 450.

Von vornherein gab es hier ein gutes Miteinander mit dem "Wilhelm-Lantermann-Haus"` Seit l982 gab es dort alle zwei Wochen sonntags einen Frühgottesdienst. Mitarbeiterinnen des Seniorenkreises übernahmen den Besuchsdienst im Lantermann-Haus. Zu den Mitarbeitern des Hauses entwickelte sich ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis. Unser Chor war dort ein gern gesehener Gast.

Im Jahr 1982 verstärkte sich auf Initiative von Professor Walter Cordes der Wunsch nach einem Glockenturm für die Friedenskirche. Nach Auskunft des Landeskirchenamtes aber durften für Turm und Glocken keine Kirchensteuermittel verwendet werden. So blieb nur die Möglichkeit, durch Spenden das Projekt zu verwirklichen. Diese Spendenaktion hat die Gemeinde zusammengebracht.

Nach zwei Gemeindeversammlungen und lebhaften Diskussionen im September 1983 der Turm, eine einfache Stahlkonstruktion, in Auftrag gegeben und die drei Glocken in der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen werden. Für viele Mitarbeiter bleibt der Glockenguss am 4. Dezember 1983 ein unvergessliches Erlebnis. Am 8. Januar 1984 war es dann soweit, dass Turm und Glocken in einem festlichen Gottesdienst in Dienst genommen werden konnten.

Damit fand die Errichtung des Gemeindezentrums (mit Pfarrhaus, Kirche, Kindergarten, Gemeindehaus und Turm) ihren Abschluss. Seitdem rufen die Glocken die Gemeinde zu Gebet und Gottesdienst.

Am 15. März 1984 starb der in der Gemeinde lebende frühere Seelsorger Pfarrer i.R. Gerd Nordmeyer und wurde unter großer Anteilnahme in seiner früheren Gemeinde Drevenack zur letzten Ruhe geleitet.

Seit Mai 1985 traf sich über 15 Jahre lang in den Räumen des Gemeindehauses der Freundeskreis, eine Selbsthilfegruppe von Alkoholkranken. Bis zu 75 Personen kamen zu den wöchentlichen Treffen in unser Haus. Dieser Kreis konnte stets auf eine positive helfende Tätigkeit zurücksehen.

Im Mai 1986 feierte der Bezirk ein Doppeljubiläum: Die Friedenskirche wurde 25 Jahre alt, der Kindergarten 20 Jahre. Mit einem großen Konzert wurde das Fest eröffnet.

Im August 1986 nahm das Ehepaar Frickel seinen Dienst als Küster- und Hausmeisterehepaar auf. Unzählige Gottesdienste und Veranstaltungen haben sie vorbereitet und begleitet. 30 Jahre haben sie in unserem Gemeindezentrum Dienst getan. Verabschiedeten wir sie in den Ruhestand.

Auf großes Echo stieß dann ein Bibelseminar in den Jahren 1987 und 1988. Bis zu dreißig Teilnehmer nahmen an den Abenden teil. Einige von ihnen kamen neu zum Bibelkreis hinzu.

Im Juni 1991 feierte der Kindergarten sein 25-jähriges Bestehen. Fest und Familiengottesdienst standen unter dem Motto „In unserem Haus soll Freude sein!" Ein kleines Heft mit Schmunzelgeschichten aus dem Kindergarten wurde herausgegeben.

Im Mai 1995 wurde der Jugendleiter Ralf Bröcker in einem auch in den Bezirken Stadt- und Christuskirche. Seitdem hat er Jugendliche aus unserer Gemeinde zu vielen Angeboten und Treffen gesammelt. Höhepunkt seit vielen Jahren die Jugendfreizeiten in den Sommerferien und die Segelfreiten in den Herbstferien, Seit über 20 Jahren ist er in die Konfirmandenarbeit des Bezirks eingebunden. 2010 wurde er in der Friedenskirche als Prädikant ordiniert und übernimmt seither Gottesdienste und Kasualien. Berufsqualifizierungen und Studien folgten. So ist er heute als Gemeindepädagoge in unserer Gemeinde tätig. Besonders wichtig - besonders zur Zeit von Corona - sein Engagement bei den Online-Gottesdiensten, durch die unsere Gemeinde Kontakt zu ihren Mitgliedern hält.

Im April 1997 feierte die Frauenhilfe ihr 35-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto „Öffne dein Herzl" Eine Festschrift zur Geschichte der Frauenhilfe wurde herausgegeben.

Am 19. Mai 1998 fand das erste Frauenfrühstück im Gemeindehaus statt; vorbereitet von Frau Edith Adam und Team. Frau Brunhilde Blunck referierte über das Thema „Mütter und Töchter". Etwa 130 Frauen aus unserer Gemeinde sowie aus den Nachbargemeinden waren gekommen. Einige Jahre lang fand zweimal im Jahr dieses Frauenfrühstück statt, das jedes Mal auf großes Echo stieß.

Ein Höhepunkt im September 1998 der Besuch des Chores aus der Gemeinde Chiba in Japan. Der Aufenthalt der Chormitglieder in den Familien und der Gottesdienst waren vielen Älteren noch lange in Erinnerung. An diesen Besuch erinnert noch der in japanischer Kunstschrift gefasste Spruch im Vorraum unsere Kirche. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ steht da.

Nach langer Planung und Umbauzeit gab es 1998 (29.11.) einen Umbau der Friedenskirche. Durch die Vielzahl der Gruppen war der Umbau notwendig geworden. Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Gott baut ein Haus, das lebt!" Inhalt der Predigt: ein Ziegelstein. Das Gemeindezentrum bietet nun noch einmal ganz neue Möglichkeiten. Vor allem ist es jetzt auch behindertengerecht ausgestattet. In Kirche und Gemeindehaus sind alle Räumlichkeiten ohne Stufen erreichbar.

Im März 1999 gab es den ersten gemeinsamen Gottesdienst mit Behinderten in der umgebauten Kirche. Thema: Alle Knospen springen auf! Seitdem wurden die Bewohner der Behindertenheime zu den gemeinsamen Gottesdiensten einige Jahre mit einem Niederflurbus abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Die Gottesdienste mit Behinderten sind zu einer regelmäßigen Einrichtung geworden. Heute nennen sie sich in Anlehnung an die Trau-Dich-Figur der Lebenshilfe Traue- Dich- Gottesdienste.

Nach 24 Jahren ging Pfarrer Aschenbach zu Beginn des Jahres 2002 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde im September 2002 der aus Mülheim stammende Pfarrer Dr. Frank Hartmann. Durch ein Glaubens-seminar des VMA wurden neue Personen angesprochen.

In dieser Zeit bildet sich der heute der Hauskreis, der sich für den Gottesdienst und das Gemeindeleben verantwortlich weiß. Roland Thiel Geist übernahm den Chor. Nach dem Tod der langjährigen Organistin Reinhild Oberhoff, übernahm er auch den Organistendienst im Bezirk.

Durch Gemeindefreizeiten, auf der Elsenburg bei Kaub, intensivierten sich die Kontakte vieler Gemeindeglieder aller Altersstufen. (Jung und Alt lernten sich in einer frohen Atmosphäre besser kennen.) In seine Zeit fiel auch die erste Erweiterung des Kindergartens, die durch die Einführung der U3 Betreuung in NRW nötig wurde.

Nach dem Abriss der Christuskirche und dem Umbau des Gemeindehauses an der Duisburger Straße nutzten mehrere Gruppen aus der Stadtmitte zusätzlich Räume unseres Gemeindehauses.

Nach 10 Jahren, 2012, wechselte Pfarr. Dr. Hartmann in eine Pfarrstelle nach Neukirchen. Die Gemeinde erlebte eine längere Vakanz. Nach zwei Stellenausschreibungen kam dann Jan Zechel mit seiner Familie zur Friedenskirche. Im Jahr 2013 kam er aus der Kirche von Schaumburg Lippe als Pfarrer in die Gemeinde. Nach einer Zeit als Pfarrer z. A. wurde 2014 durch Superintendent Waldhausen ordiniert und vom Presbyterium gewählt. Seitdem ist er im Bezirk tätig.

Die Arbeit mit Kindern konnte mit einem vergrößerten Helferkreis neu intensiviert werden. Jeden Sonntag treffen sich im Kindergottesdienst Kinder und Helfer. Der Bezirk ist der Einzige, der jeden Sonntag parallel zum Erwachsenengottesdienst einen Gottesdienst für Kinder anbietet.

Großen Anklang findet in jedem Frühjahr der sogen. Winterspielplatz im Gemeindehaus. Bis zu 70 Kinder treffen sich einmal wöchentlich im ersten Quartal des Jahres, dazu viele Eltern und Großeltern. Die Nachmittage, stehen unter einem biblischen Thema.

Ebenfalls auf großes Interesse, auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus, trifft ein neues Gottesdienst-Format unter dem Motto „before Tatort“. Vier Mal im Jahr an einem späten Sonntagnachmittag. Ein Kreis von Mitarbeitern bereitet mit Pfarr. Zechel diese thematischen Gottes-dienste vor.

Die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten wird intensiviert. Seit dem vergangenen Jahr gibt es die zweite Erweiterung durch einen erneuten Anbau. Eine schwere Entscheidung, doch bei der starken Nachfrage nach Kita-Plätzen sicher richtig.

Einschneidendes Ereignis für die Arbeit in unserer wie aller Gemeinden sind die vielen Einschränkungen des Gottesdienstes und Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Gemeinden werden dann zu ihren gewohnten, vielleicht auch ganz neuen Aktivitäten zurückfinden.

Ein Blick auf die Gesamtgemeinde: 2006 erfolgte der Abriss der Christuskirche? - 2019 die Entwidmung der Martin Lutherkirche Lohberg. Von den sechs Pfarrstellen sind nur noch vier geblieben. Aus den Pfarrbezirken wurden inzwischen Seelsorgebereiche der Kirchengemeinde Dinslaken, um die Einheit der Gesamtgemeinde zu betonen. Es gibt nur noch vier Gemeindezentren, in denen die Gemeinde sich versammelt. Die Zusammenarbeit der Bezirke wird immer wichtiger.

Wir sind dabei, sich als Nachbarn und auch als Glieder der Gemeinde zu finden. Ihnen dabei zu helfen und ihnen die Botschaft von Gottes Liebe weiterzusagen, bleibt unsere ständige Aufgabe. Wir hoffen und beten, dass die Friedenskirche weiterhin Treff- und Sammelpunkt von Menschen ist, die unter der Zusage der Treue Gottes auf dem Weg sind.

60 Jahre Friedenskirche: Es bleibt uns, zu hoffen und darum zu beten, dass unser Gemeindezentrum mit Kirche, Gemeindehaus und Kindergarten dazu dient, dass Menschen den Frieden finden, den Gott geben will, dass sie dadurch befähigt werden, seinen Frieden zu leben. Denn „Ich will Frieden geben an diesem Ort, spricht der Herr".

Anmerkungen:

  • Die digitalen Daten zu diesem Vortrag hat uns, dem Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e.V., Pfarrer i. R. Sepp Aschenbach (verstorben am 04.02.2023) zur Veröffentlichung überlassen.
  • Der Text wurde neu formatiert
  • Die im Vortragstext erwähnten Bilder stehen nicht zur Verfügung.