Ab 1945: Der Neubeginn nach dem II. Weltkrieg
Als der II. Weltkrieg über die Stadt hinweggefegt war und die “Stadt im Grünen” in Trümmern lag, lud der alte, aber unverwüstliche Nottebaum für den 19. Mai 1946 zu einer Mitgliederversammlung “anlässlich des 35- jährigen Bestehens unseres Vereins” ein. Dann überließ er den Vorsitz dem Oberstudiendirektor des Dinslakener Gymnasiums, Dr. Josef Zorn (1885 bis 1954). Die Themen der Tagessordnung waren dennoch kaum auf das Jubiläum abgestellt. Man diskutierte stattdessen vor allem über schnelle Trümmerbeseitigung und rasche Aufbaumöglichkeiten.
Ein Lichtblick war auch 1946 wieder das Burgtheater. Erneut nahm sich der Verein der Freilichtbühne an. Schon im Sommer 1946 mobilisierte Dr. Zorn Schüler des Gymnasiums. Hinzu kamen freiwillige Helfer, um das Theater nach vielen Kriegsschäden wieder bespielbar zu machen. Im Juli 1946 erlebten 12.000 Kinder und Erwachsene in 5 Aufführungen das Märchenspiel “Der Froschkönig”.
Das Jahr 1948 stand im Zeichen der Währungsreform. Wenngleich der Verein praktisch mittellos war, brachte er Schillers “Wilhelm Tell” in einer groß angelegten Inszenierung von Raymund Kaiser heraus. Neben Berufsschauspielern wirkten fast 200 Dinslakener und eine Abteilung des Reitervereins mit. Auf die Dauer ließen sich solche Veranstaltungen nicht mehr vom Verein organisieren und finanzieren. Darum nahm 1950 die Stadt das Burgtheater in ihre Regie.
Von entscheidender Bedeutung für die Weiterentwicklung des Vereins war die Vorstandssitzung vom 15. Februar 1949. Hier wurde die Empfehlung beschlossen, in den Gemeinden des Kreises Dinslaken örtliche Heimatvereine zu bilden und den Verein für Heimatkunde und Verkehr zur Dachorganisation für diese Vereine auf Kreisebene zu machen. Nur so sei es möglich, so wurde damals betont, den verschieden gelagerten Interessen und Bedürfnissen der Gemeinden gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang wurden in Dinslaken, Voerde, Hünxe, Eppinghoven und Walsum Heimatvereine gegründet. Später kommen als Vereine mit ähnlicher Zielsetzung noch der Sauerländische Gebirgsverein e.V., der Mühlenverein Hiesfeld e.V., die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (SDW), der Förderverein Museum Voswinckelshof e.V. die Lydia und Heinz Rühl Stiftung sowie der Heimatverein Oberlohberg e.V. als Mitglieder hinzu. Der SDW-Ortsverband Dinslaken ist nach Fusion mit dem Ortsverband Wesel Ende 2016 wieder ausgeschieden.
Im September 1950 wurde der Stahlindustrielle Fritz Meyer (1906 bis 1972) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Die erste Großveranstaltung des Vereins nach seiner Neustrukturierung war die Heimatwoche des Kreises Dinslaken, die in Verbindung mit der Kreis Dinslakener Wirtschafts-Ausstellung 1951 stattfand. Die Ausstellung, kurz “Kadiwa” genannt, war eine überaus eindrucksvolle Leistungsschau der heimischen Wirtschaft, nur 6 Jahre nach Kriegsende. Die zweite große Leistung des Vereins jener Zeit war der Aufbau des weitgehend kriegszerstörten Voswinckelshof in Verbindung mit dem DRK und der örtlichen Industrie. Im größeren Teil des Gebäudes wurde als “Haus der Heimat” das Heimatmuseum eingerichtet und im Juni 1955 eröffnet.
Schließlich begann der Verein 1956 unter dem Namen “Beiträge zur Geschichte und Volkskunde des Kreises Dinslaken am Niederrhein” eine heimatkundliche Schriftenreihe herauszugeben. Sie wurde zunächst von Prof. Dr. Rudolf Stampfuß, später von Willi Dittgen verantwortlich betreut. Heute übernimmt diese Aufgabe der Vorstand des Vereins. Die Zahl der Veröffentlichung wächst kontinuierlich.
Mit gleicher Intensität kümmerte sich der Verein in dieser Zeit um Wanderwege und Naturschutzgebiete, um Werbeschriften und Prospekte, um Mitarbeiter für den Heimatkalender, um die Sammlung heimatlichen Schrifttums und die Sicherstellung der Bodenaltertümer.