Anlass:
Jubiläumsfeier 50 Jahre Heimatverein Eppinghoven e.V.
Datum:
09.09.2001
Ort:
Festgelände rund um die St.-Johannes-Kirche
Autor:
Karl Tenhagen
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
verehrte Gäste, liebe Heimatfreunde,
Bürgerinnen und Bürger unseres Heimatdorfes Eppinghoven!
Mir wurde in meiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender unseres Heimat-vereins die Aufgabe übertragen, hier heute die sogenannte Festansprache zu halten, zumal ich 22 Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke des Vereins mitbestimmt habe und als gebürtiger Eppinghovener die 50 Jahre Vereinsgeschichte hautnah miterleben durfte.
Für Menschen in der heutigen Zeit und auch für Vereine sind 50 Jahre kein hohes Alter wenn ich bedenke, dass unser Verein unter den vielen Vereinen unseres Dorfes mit zu den jüngsten zählt.
Im Gegensatz hierzu kann unser Heimatdorf Eppinghoven auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken, die ich heute aus Zeitgründen allerdings nur kurz streifen möchte.
1188 machte die Zisterzienserabtei Altenberg Eppinghoven als Filialkirche von Götterswickerhamm aktenkundig. Es ist anzunehmen, dass Eppinghoven schon lange vor dieser Zeit bestand, denn entlang des ältesten Verbindungsweges zwischen Ruhr und Lippe lassen sich zahlreiche fränkische Siedlungen bis ins 7. bzw. 8. Jahrhundert nach Christus nachweisen. An eben diesem Verkehrsweg lag auch das uralte
Kirchspiel Eppinghoven, über dessen Entstehung allerdings keine genaue Kenntnis vorliegt.
Der Name Eppinghoven weist auf fränkischen Ursprung hin. Danach kommt "Eppink", was "Sohn des Eppo" bedeutet und der Besitzer eines Hofes war, als Namensgeber in Frage.
Die Geschichte Eppinghovens war immer eng verbunden mit der Geschichte der Rittersitze "Haus Wohnung" und "Haus End" und selbstverständlich der Kirche St. Johannes Evangelist.
Historisches gäbe es darüber hinaus zum Beispiel über die Gaststätte Freesmann zu berichten. Sie gewährte in alter Zeit als die Herberge im "Schild zu Bethlehem" (das war die geschichtlich nachgewiesene Bezeichnung) vorbeireisenden Kaufleuten Gastlichkeit. Die Gaststätte lag an der in Nord-Süd-Richtung von der Ruhr zur Lippe verlaufenden uralten Landstraße. Diese Straße ging als Heerstraße durch Eppinghoven und an die im Jahre 1273 zur Stadt erhobenen Siedlung Dinslaken vorbei. Viele Kriegshandlungen und Katastrophen gingen über Eppinghoven hinweg und brachten Not und Elend über unser Dorf.
Pater Dr. Ludger Horstkötter von der Abtei Hamborn hat dies in seinem Vortrag vor dem Heimatverein am 16. März 1998 eindrucksvoll geschildert.
Dieser Vortrag steht zur Verfügung und kann bei mir abgerufen werden.
Weitere, ausführliche Darlegungen sind in den vom Heimatforscher Walter Neuse verfassten A exth. betitelt, "Die Geschichte der Rittersitze Haus Wohnung und Haus End", zu entnehmen. Ebenso aus seiner Veröffentlichung über die Gaststätte "Im Schild zu Bethlehem".
In unserer heutigen Ausstellung finden Sie unter anderem diese Veröffentlichungen in einem Bücherstand. Bitte entnehmen Sie diesem Bücherstand keine Bücher oder Schriften, da ich vielfach nur noch über Einzelexemplare verfüge. Sie können aber gerne bei mir für Sie interessante Literatur ausleihen. Interessant ist vielleicht noch, dass im alten Eppinghoven von einem Gericht als behördliche Justiz- und Verwaltungseinrichtung die Rede ist.
Aber dessen Bezirk war damals schon zweigeteilt. Der südliche Teil Eppinghovens gehörte zu Walsum und der nördliche zu Götterswickerhamm. Später entwickelte sich ein östlicher Teilbereich, der zu Dinslaken gehörte.
Diese Dreiteilung brachte für die Eppinghovener Bürger ganz erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Diese zu beseitigen, war bereits in den Jahren 1927/1928 Anlass, eine Eingemeindung von ganz Eppinghoven nach Dinslaken anzustreben.
Aber dessen Bezirk war damals schon zweigeteilt. Der südliche Teil Eppinghovens gehörte zu Walsum und der nördliche zu Götterswickerhamm. Später entwickelte sich ein östlicher Teilbereich, der zu Dinslaken gehörte.
Diese Dreiteilung brachte für die Eppinghovener Bürger ganz erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Diese zu beseitigen, war bereits in den Jahren 1927/1928 Anlass, eine Eingemeindung von ganz Eppinghoven nach Dinslaken anzustreben. Dieser Wusch stieß allerdings damals schon auf heftigen Widerstand der Gemeinden Walsum und Voerde.
Die Eppinghovener hatten nämlich auf Listen, die von 498 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet waren und mir vorliegen - mit Siegel beglaubigt unter dem 25.06.1928 vom damaligen Pfarrer Bousseljon - ihren Willen unter dem Motto kundgetan: "Wir sind für den Anschluss Eppinghovens nach Dinslaken".
Daraufhin gab der damalige Bürgermeister der Gemeinde Walsum, Höweler, im September 1928 eine Denkschrift heraus, die mit fragwürdigen Argu-menten die ablehnende Haltung der Gemeinde Walsum begründen sollte.
Nach der unheilvollen Zeit der NS-Diktatur und der Kriegswirren des 2. Welt-
krieges entsannen sich beherzte Bürger Eppinghovens der vergeblichen Eingemeindungsbemühungen nach Dinslaken, zumal sie weiterhin mit den Schwierigkeiten der Dreiteilung zu kämpfen hatten.
Sie waren überzeugt, dass nur ein Zusammenschluss der Eppinghovener Bürger ein wirkungsvolleres Vorgehen ermöglichte, und luden zu einer
Bürgerversammlung am 28.07.1951 die Bevölkerung in die Gaststätte Freesmann ein. In dieser Versammlung wurde der Heimatverein gegründet. Spontan ließen sich 59 Personen als Mitglieder aufnehmen.
Der Vorstand wurde einstimmig wie folgt gewählt:
1. Vorsitzender | Johann Lohscheller |
2. Vorsitzender | Bernhard Hesselmann |
Schriftführer | Karl Freesmann |
Kassierer | Johannes Pooth |
Kultur- und Heimatkunde | Hauptlehrer Friedrich Schmitz |
Verkehr | Fritz Hartwig |
für Voerde | Johann Scholten-Ujen |
für Walsum | Dr. Lothar Schulte |
für Dinslaken | Arnold Schlagheck |
Der Monatsbeitrag wurde auf DM 0,35 festgesetzt. Erstaunlich ist, dass der Mitgliedsbeitrag fast in dieser Höhe auch heute noch gilt.
Mit dieser Vereinsgründung wurde eine Interessenvertretung geschaffen, die wirkungsvoll gegenüber Behörden und sonstigen Stellen auftreten konnte und eine Plattform, von der sie Initiativen entwickeln konnte, um den zuständigen Behörden in den drei Gemeinden Anregungen zu geben und deren Arbeit im Interesse der Eppinghovener sinnvoll zu ergänzen.
Der Verein war nunmehr für alle Probleme ansprechbar und kümmerte sich um entsprechende Lösungen und die Beseitigung von Missständen, denn als Randgebiet war Eppinghoven für die Gemeinden nicht so bedeutend und wurde demnach sträflichst vernachlässigt.
Von Anfang an und auch in der Folgezeit lag allerdings der Schwerpunkt der Vereinsarbeit in dem Bestreben, die Eingemeindung nach Dinslaken zu erreichen. Es folgten unzählige Aktivitäten auf diesem Gebiet, Verhandlungen mit Behördenvertretern und Politikern sowie schriftliche Eingaben sogar bis zum Regierungspräsidenten. Der Verein erzwang damit sogar eine amtlich verordnete Abstimmung, ein Volksbegehren, durchgeführt in der gesamten Gemeinde Voerde am 27. Februar 1974.
Dass das schief gehen musste, war von vornherein zu vermuten, denn warum sollten z. B. Bürger der Gesamtgemeinde Voerde aus Friedrichsfeld
oder Spellen für eine Verkleinerung ihrer Gemeinde stimmen. Außerdem wurde die Bevölkerung mit fragwürdigen Schriften und Plakaten manipuliert.
Mit der Gebietsreform 1975 wurde das Problem endgültig gelöst und alle Eppinghovener wurden Bürger einer Stadt, nämlich der Stadt Dinslaken. Das ständige Bemühen des Heimatvereins hat bei der nicht einfachen Gebietsreform 1975 eine entscheidende Rolle gespielt.
Obschon, wie gesagt, die Eingemeindungsbestrebungen Priorität hatten, entwickelte der Verein auch damals schon viele Aktivitäten, z. B. gab es auch zu der Zeit schon jährlich einen Martinszug, der sich bis heute zu-nehmender Beliebtheit erfreut und enormen Zulauf hat.
Besonders bemühte sich der Verein intensiv um die Beseitigung vieler Missstände in unserem Dorf. So erstellte die damalige Stadt Walsum nach ständigem Drängen auf dem Dorffriedhof eine Leichenhalle. Die Stadt Dinslaken ergänzte diese in jüngster Zeit durch eine Kühlanlage, nachdem der Heimatverein diese anhaltend angemahnt hatte, und da der Etat der Stadt Dinslaken kein Geld für eine Lautsprecheranlage auf dem Friedhof vorsah, ließ der Heimatverein auf eigene Kosten eine solche installieren.
Mit Erfolg setzte sich der Verein für bessere Straßenverhältnisse und Straßenbeleuchtungen ein. Die Älteren von Ihnen können sich sicherlich noch der katastrophalen Straßenzustände erinnern. Neue Straßen wurden immer einvernehmlich mit den Behörden nach den jeweiligen Vorschlägen des Vereins benannt.
Leider waren die jahrzehntelangen Bemühungen um eine Ampelanlage an der Kreuzung bei Freesmann bisher ohne Erfolg. Wir werden die Hoffnung allerdings nicht aufgeben, mit weiterer Beständigkeit doch noch zum Ziele zu kommen.
Um noch wirkungsvoller nach außen hin auftreten zu können, war ich von Anfang an bestrebt, die Zahl der Vereinsmitglieder wesentlich zu ver-größern.
Bei unserer verstärkten Mitgliederwerbung laden wir selbstverständlich auch unsere Neubürger ein, die Mitgliedschaft zu erwerben, um sie so in unsere Dorfgemeinschaft zu integrieren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Heimat, das ist vor allem Kindheit und für die Erwachsenen, die fortgezogen sind oder vertrieben wurden, Erinnerung daran.
Besonders die, die in den Krieg ziehen mussten, sehnten sich in fernen Ländern nach der Heimat. Und viele von diesen jungen Soldaten aus unserem Dorf sahen ihre Heimat nicht wieder. Ihnen hat der Heimatverein 1960 hier in unserer Dorfmitte ein Denkmal gesetzt.
Jährlich am Volkstrauertag findet an diesem Ehrenmal unter Beteiligung aller örtlichen Vereine eine Trauerfeier statt. Auf den Tafeln am Ehrenmal sind die Namen der Vielen durch Kriegseinwirkung ums Leben gekommenen verzeichnet.
Es waren: Im 1. Weltkrieg 16 Soldaten, im 2. Weltkrieg 98 Gefallene und 35 Vermisste und 16 Zivilisten mussten hier in der Heimat ihr Leben lassen. Demnach hat der wahnwitzige 2. Weltkrieg 149 Opfer aus unserem Dorf gefordert. Ihnen allen gilt unser Gedenken am heutigen Tag.
Meine Damen und Herren,
ich könnte noch vieles aufzählen, was der Heimatverein in seiner 50-jährigen Geschichte geleistet bzw. erreicht hat, aber meine mir vorgegebene Zeit ist schon überschritten.
Wer interessiert ist, darf gerne Einsicht in unsere Protokolle und den sehr umfangreichen Schriftverkehr nehmen. Ebenso stelle ich das von mit inzwischen in mühevoller Kleinarbeit erstellte Archiv, das jedoch noch einer zeitaufwendigen Überarbeitung bedarf, jederzeit zur Verfügung. Auszüge hieraus können Sie in der heutigen Ausstellung besichtigen.
Besonderen Dank darf ich an dieser Stelle für die Mitarbeit an der Erstellung dieser heutigen Ausstellung den Vorstandsmitgliedern Jürgen Otte, Werner Poetschki und Berni Tekaat aussprechen. Dank aber auch an Frau Marzin, die uns bereitwillig Einblick in das Stadtarchiv gewährte und Auszüge hieraus zur Verfügung stellte.
Da laut unserer Satzung auch die Denkmalpflege unser Anliegen ist, haben wir uns überlegt, was wir wohl am Tage unserer Jubiläumsfeier - der auch gleichzeitig der Tag des Offenen Denkmals ist - für eine gute Tat vollbringen können.
Wir stehen hier vor einem sehr alten Denkmal. Ich meine damit den alten Teil der Kirche. Bei alten Baudenkmälern findet man vielfach am Gebäude angebrachte Hinweise, die besagen, womit man es zu tun hat. Spazier-gänger suchen einen solchen Hinweis bisher an unserer Kirche vergeblich.
Ich bin davon überzeugt, dass auch viele Kirchgänger nicht über die wichtigsten Merkmale der alten Kirche informiert sind. Deshalb hat der Heimatverein eine Bronzetafel erstellen lassen, die wir heute der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen. Sie ist schon angebracht und trägt die Inschrift:
"Katholische Pfarrkirche St. Johannes Evangelist. Die alte gotische Backsteinkirche mit Kreuzgewölbe und Glockenturm stammt aus dem Jahre 1450.
An gleicher Stelle stand bereits 1226 eine Kapelle. 1927/28 erfolgte die Erweiterung an der östlichen Langschiffseite der alten Kirche nach Entwürfen des Architekten Merl aus Wesel.
Diese Tafel stiftete der Heimatverein Eppinghoven e.V. anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im Jahre 2001"
Damit beschließe ich meine Ausführungen und danke für Ihre Aufmerksamkeit.