Laudatio von Dr. Thomas Becker anlässlich der Verleihung des „Dinslakener Pfennigs” an Helmut Schorsch am 18. Juni 2009

Dr. Thomas Becker

Vorbemerkung

Laudatio von Dr. Thomas Becker, 1. Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Land Dinslaken e.V., für Helmut Schorsch anlässlich der Verleihung des „Dinslakener Pfennigs“ am 18.Juni 2009 im Bezirksrathaus in Walsum

Laudatio

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sauerland, sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Plückelmann, meine lieben Heimatfreunde aus Walsum und Umgebung, lieber Helmut Schorsch!

Ja es gibt ihn noch, den „Dinslakener Pfennig“. Man könnte glauben, er sei einge­stampft, liegt doch die letzte Auszeichnung an Frau Dr. Inge Litschke bereits 6 Jahre zurück. Sie Frau Dr. Litschke heiße ich bei dieser Gele­gen­heit als bisherige Preisträgerin in unserer feierlichen Runde herzlich willkommen.

Der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken hat diese Aus­zeichnung für hervor­ra­gende heimatkundliche Verdienste 1990 aus der Taufe gehoben, eine silberne Nach­prägung des in der Zeit zwischen 1370 und 1400 in Dinslaken geprägten Dinslakener Pfennigs. Es wurde dabei bewusst darauf Wert gelegt, diese Ehrung nicht in festen Intervallen vorzunehmen, sondern nur bei wirklich herausragenden Verdiensten zu vergeben. Es gilt schließlich nicht nur in der Ökonomie, dass knappe Güter zu hohen Werten führen.

Der Vorstand unseres Vereins hatte in seiner ersten Sitzung am Jahresanfang den Punkt Vergabe des „Dinslakener Pfennigs“ auf Wunsch mehrerer Vorstandsmit­glie­der auf der Tages­ord­nung. Ich darf Ihnen meine Damen und Herren, ohne große Interna zu verraten, mitteilen, dass schnell Einigkeit über das „ob“ und das „wer“ bestand. Es kam nur einer in Frage und das sind sie Herr Schorsch als lang­jähriger Vorsitzender des Heimat­ver­eins Walsum. In unserer letzten Mitgliederversammlung fand dieser Be­schluss des Vorstandes unter großem Applaus die volle Zu­stimmung unserer Mitglieder.

Nun kann man sagen, langjährige Vorsitzende haben andere Heimat­vereine auch, aber ich kenne kaum jemanden, der seine Aufgabe so ernst, so gewissenhaft, so verantwortungsvoll, ja mit solch einer Hingabe dabei stets aber auch bescheiden, ohne sich in den Vordergrund zu stellen, ausfüllt wie Sie Herr Schorsch.

Sie als Walsumer Urgestein zu bezeichnen ist sicher keine Übertreibung. Hier 1932 geboren, in einer typischen Arbeiter­familie aufgewachsen, haben Sie Walsum stets die Treue gehalten.

1949 begann ihre berufliche Laufbahn im Bergbau als Elektriker Unter Tage. Sie haben sich bis zu ihrem verdienten Ruhestand beruflich stets weiter entwickelt, so dass sie ihre berufliche Laufbahn nach 47 Jahren 1993 auf der Zeche Lohberg mit der von ihnen selbst kreierten Be­zeich­nung „Kaufmann mit technischen Kenntnissen“ abschließen konnten.

Auch im regen Walsumer Vereinsleben sind sie seit vielen Jahren eine feste Größe. Seit 1951 sind sie bei der Eröffnung des Karnevals der KG Alt Walsum aktiv gemein­sam mit dem Kirchenchor St. Dionysius, der für uns heute diese Feierstunde so schön musikalisch begleitet und den Sie seit vielen Jahren als Mitglied unter­stützen.

Auch der Bürger-Schützenverein Aldenrade-Fahrn 1837 kann kaum auf sie verzichten, 23 Jahre haben sie hier im engeren Vorstand gearbeitet. Ihr persönlicher Höhepunkt war sicher das Erringen der Königswürde 1989/90.

Im Männergesangverein Aldenrade verstärken Sie seit Jahrzehnten als aktiver Sänger den 1. Bass. Dazu gibt es unzählige weiter ehrenamtliche Aktivitäten zum Wohle der Walsumer Gemeinschaft, die alle hier aufzuzählen hätte zur Konsequenz, dass das anschließende Essen kalt würde, was ich natürlich gerne vermeiden möchte.

All dies schafft aber nicht allein die Voraussetzung für die heutige Auszeichnung, es ist allenfalls Ergänzung und Bestäti­gung, also quasi das Sahnehäubchen für die eigentlich zu würdi­gende Leistung.

Diese liegt viel mehr begründet in ihrem nicht zu übertreffenden Einsatz für die Heimatkunde ihrer Heimat, der ehemaligen Stadt Walsum. Ich bin der festen Überzeugung, dass kaum jeman­dem wirklich bekannt ist, mit welcher Hin­ga­be und Passion sie dieses Feld bearbeiten.

Es ergibt sich quasi von selbst, dass sie diese Aufgabe ver­binden mit der Funktion des Vorsitzenden des Heimat­ver­eins Walsum. Bereits seit 1975 sind sie dort verant­wortlich tätig, zunächst als Geschäftsführer, ab 1982 als Vorsitzender.

Es ist sicher kein Zufall, dass dieser Schritt in die heimat­kund­liche Verantwortung zusam­men fällt mit dem Verlust der Selb­stän­digkeit der Stadt Walsum im Zuge der kommu­nalen Neu­gliederung. Die Eingemeindung in die Stadt Duisburg, damals gegen den Willen fast aller Walsumer Bürger, hat bei ihnen gerade nicht zur Resignation geführt, sondern sie ange­spornt, die Geschichte Walsums zu bewahren und die Jahr­zehnte wäh­rende gute Beziehung zum Altkreis Dinslaken weiter zu pflegen. Gerade wir als Verantwortliche im Verein für Heimatpflege Land Dinslaken schätzen diese für beide Seiten stets gute und fruchtbare Zusammen­arbeit sehr.

1975 hatte der Heimatverein Walsum etwa 150 Mitglieder, heute zählt er schon seit Jahren konstant stolze 400 Mitglieder und dies in einer Zeit, wo die Mitgliedschaft in Vereinen nicht gerade „in“ ist.

Speziell in Walsum hätte man auf­grund der kommunalen und städtebaulichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit dem Verlust der Eigenständigkeit eher eine andere Mitglieder­entwicklung erwarten können. Diese konstant hohe Mitgliederzahl verdankt der Heimat­verein vor allem ihrem intensiven persönlichen Engagement.

Sie erfüllen dieses Amt gemäß ihrem Selbstverständnis, dass heißt mit deutlich mehr als 100 prozentigem Einsatz. Den vielen Mitgliedern ist jährlich ein attraktives Programm zu bieten, damit sie sich mit dem Verein identifi­zieren können und ihm somit die Treue halten.

Neben der bereits angesprochenen Beteiligung am Walsumer Karneval sind hier die zahl­reichen Ausflüge und Besichti­gungen zu nennen, die wesentlich durch sie gemeinsam mit dem Vorstand vorbereitet und durch­ge­führt werden. Auch die Gedenkveranstaltung am Volkstrauer­tag, die zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender Walsums zählt, trägt ihre Handschrift.

Ihr tatsächlicher Einsatz für die Heimatkunde spielt sich jedoch eher im Verborgenen ab. Im Gebäude an der Schulstraße hat sich der Heimat­verein ein Zuhause geschaffen, das gleichzeitig auch zu ihrem zweiten Zuhause geworden ist. In zwei Räumen dieses Gebäudes befindet sich seit 1985 ein Archiv zur Geschichte Walsums, dass in dieser Art einzig­artig ist. Der gesamte Inhalt dieses Archivs wurde wesentlich durch Sie zusammen­getragen.

Begonnen hat alles mit der Sicherung eines ersten Archivs aus dem Keller der damali­gen Vereins­bank. Dieses Archiv bestand aus 2 Ordnern mit 600 Blatt Papier und 150 Bildern. Heute umfasst das Archiv des Heimatvereins etwa 150.000 Blatt mit 5000-6000 Bildern und es wächst dank ihres intensiven Studiums stetig.

Diese Sammlung kann man nicht vergleichen mit den üblichen Archiven kommunaler Prägung in der Regel besetzt mit hauptamtlichem Personal. Sie haben sich ihr ganz persönliches Schema für die Archivierung geschaffen, ohne viel Klimbim, ohne EDV, vielmehr nach alter Väter Sitte unter Einsatz von Schere, Kleber und Locher.

Es gibt kein Stadt- oder Gemeindearchiv entlang des Rheins von Kleve bis Konstanz, das Sie nicht auf der Suche nach Dokumenten zur ehemaligen Stadt Walsum durchstöbert hätten. Einen wesentlichen Teil der Dokumente verdankt das Archiv auch ihrem sehr guten persön­lichen Kontakt zu den altein­gesessenen Walsumer Familien. So mancher Dachboden­fund wäre sicher längst verschwunden, hätten sie nicht vorab die Möglichkeit erhalten, diesen nach heimatkundlichen Aspekten zu durchforsten.

Gleichzeitig halten sie die zusammen getragenen und perfekt sortierten Dokumente nicht unter Verschluss, vielmehr steht alles dem interessierten Heimatforscher zur Einsicht zur Verfü­gung. Es entspricht ihrem Verständnis, dass die verfüg­baren Doku­mente nicht einstauben, sondern bei jeder Gelegenheit in die Öffent­lich­keit getragen werden.

Autoren von Festschriften für Vereinen, Firmen oder Familien finden im Archiv stets reichlich Stoff. Auch die heimatkundlichen Ver­öffent­lichun­gen des Heimatvereins fußen auf diesen Infor­mationen. Beispielhaft seien hier die historischen Postkarten oder auch die Nutzung von Seiten des ört­lichen Telefonbuches genannt, die seit vielen Jahren mit dem Abdruck historischer Dokumente angereichert werden.

Seit einigen Jahren schon beschäftigen sie sich intensiv mit der Zukunft Walsums. Es entspricht ihrem Naturell, nicht nur Gewesenes zu dokumentieren und zu katalogi­sieren, sondern auch Zukunft mit zu gestalten. Wo geht es hin mit dem Stadtteil Walsum? Kann Walsum seine Identität auch in Zukunft bewahren? Dies sind Fragen und Probleme, auf die sie gerne eine für Walsum positive Antwort finden würden.

Natürlich liegt ihnen auch die Zukunft des Archivs am Herzen. Wir wünschen ihnen, dass es ihnen gelingen wird, dieses zu einem passenden Zeitpunkt gut organisiert in jüngere Hände zu übergeben, damit es den Walsumern erhalten bleibt. Alternativ bliebe nur die geordnete Überführung in das Stadtarchiv Duisburg, aber alles hoffentlich erst in vielen Jahren.

Denn wir alle wünschen ihnen wirklich von Herzen, dass sie auch in den kommenden Jahren bei guter Gesundheit reichlich Zeit und Geduld finden für die weiteren sicher nie zum Abschluss kommenden Arbeiten im Archiv Walsums.

Wir rechnen noch lange auf ihre aktive Mitarbeit auch im Verein für Heimatpflege Land Dinslaken, auf ihren stets anregenden Geist, ihre freundschaftliche Gesinnung und ihre Verbundenheit zu unseren Mitgliedsvereinen.

Wir sind nicht die Ersten, die Helmut Schorsch Verdienste würdigen. Sein Ansehen geht schon seit langem weit über Walsum hinaus. Dennoch weiß ich, dass Sie die heutige Ehrung mit dem Dinslakener Pfennig mit besonderem Stolz erfüllt.

Eher zufällig fällt diese Auszeichnung zusammen mit dem Jubiläum 100 Jahre Kreis Dinslaken. Betrachten sie diese Ehrung daher durchaus auch als äußeres Zeichen der historischen Verbundenheit von Walsum zum Kreis Dinslaken bei gleich­zeitig praktizierter voller Loyalität zur Stadt Duisburg. Ihr Wirken bestätigt, dass sich beides nicht ausschließt.

Dass auch Vertreter der Politik ihre Arbeit zum Wohle des Gemein­we­sens in Walsum hinreichend würdigen und aner­kennen ist soeben durch die Worte des ersten Bürgers dieser Stadt, Herrn Oberbürgermeister Adolf Sauerland, sehr deutlich worden. Er hat ihre Verdienste so treffend geschildert und gelobt, dass wir erst recht ganz sicher sind, heute den richtigen Mann zu ehren.

Lieber Herr Schorsch, ich möchte daher nun zur Tat schreiten und Ihnen im Namen des Vereins für Heimatpflege Land Dinslaken den „Dinslakener Pfennig“ überreichen.

Ich darf den Text der dazu gehörenden Urkunde vorlesen:

Der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e.V.

verleiht

Helmut Schorsch

den

„Dinslakener Pfennig“.

Diese Auszeichnung erfolgt in Würdigung der außergewöhnlichen Verdienste von Herrn Schorsch bei der systematischen Sammlung und Archivierung von Dokumenten zur Geschichte der ehemaligen Stadt Walsum, seit 1975 Stadtteil von Duisburg. Zugleich wirkt er seit langen Jahren sehr erfolgreich als Vorsitzender des Heimatvereins Walsum e.V. auf den vielfältigen heimatkundlichen Aufgabenfeldern. Dabei hat er sich in hohem Maße um die Walsumer Heimatpflege und deren Einbindung in die Geschichte des „Landes Dinslaken“ verdient gemacht.

Dinslaken, den 18. Juni 2009

Lieber Herr Schorsch! Wir rechnen noch lange auf ihre aktive Mitarbeit auch im Verein für Heimatpflege Land Dinslaken, auf ihren stets anregenden Geist, ihre freundschaftliche Gesinnung und ihre Verbundenheit zu unseren Mitgliedsvereinen.

Glück auf!