Laudatio von Dr. Veit Veltzke anlässlich der Verleihung des „Dinslakener Pfennigs” an Herrmann Klein am 25. September 2014

Vorbemerkung

Laudatio von Dr. Veit Veltzke, Direktor des Preußenmuseums, Wesel, für Hermann Klein anlässlich der Verleihung des „Dinslakener Pfennigs“ am 25. September 2014 in der Evangelischen Kirche Götterswickerhamm.

Laudatio

Lieber Herr Klein, lieber Herr Haarmann, lieber Herr Becker, sehr geehrter Herr Boss, lieber Herr Lattasch,

verehrte Festgäste!

Seit 1990 verleiht der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e.V. den Dinslakener Pfennig für hervorragende heimatkundliche Verdienste. In den Verlautbarungen des Vereins ist zu lesen, dass hier strenge Maßstäbe angelegt würden. Tatsächlich hat der Verein diese Auszeichnung in 23 Jahren auch nur acht Mal vergeben. Und heute wird nun ein neunter hinzukommen, Hermann Klein, der sich diese Ehrung durch jahrzehntelangen Einsatz für heimatkundliche Belange in vollem Umfang verdient hat.

Hermann Klein kommt aus dieser Region. Am 9.7.1935 in Möllen geboren, machte er sein Abitur 1955, studierte Geodäsie in Bonn, schloss 1959 mit dem Diplomingenieur ab und schlug dann eine technische Verwaltungslaufbahn ein. 1963 folgte die Staatsprüfung für den höheren technischen Verwaltungsdienst im Vermessungswesen. Danach war er in leitender Stellung in dem Kreisen Rees, Dinslaken und Wesel tätig, so in den letzten beiden Jahren der Existenz des Kreises Dinslaken, nämlich von 1972-1974 als technischer Dezernent und von 1980 bis zu seiner Pensionierung 1995: als Leiter des Amtes für Planung und Umwelt im Kreis Wesel. Seine berufliche Karriere machte Hermann Klein also weitestgehend in seiner Heimatregion, was schon für eine gewisse Bodenhaftung spricht.

Seit den 1980er Jahren ist er Mitglied des Vereins für Heimatpflege und Verkehr in Voerde, also bereits lange vor seinem Ruhestand. Es kann also nicht die Langeweile oder Beschäftigungslosigkeit des Pensionärs gewesen sein, die ihn in die Arme des Heimatvereins trieb, sondern echtes heimatkundliches Interesse. Tatsächlich wandte sich Hermann Klein seit Mitte der 1960er Jahre verstärkt den Fragen der Heimatgeschichte und Heimatforschung zu.

Nun kann sich jeder Heimatverein glücklich schätzen, wenn er Mitglieder mit bautechnischem Sachverstand und historischem Spürsinn sein eigen nennen kann. Denn naturgemäß sind hier die Aufgaben oft landschafts- und baubezogen. Ob es sich nun um die Renaturierung nach Bergschäden, die Erstellung einer Radwanderkarte für Voerde und besondere Themenrouten handelte oder die Planung und Umsetzung der Ausstellung "1000 Jahre Kirchspiel Götterswickerhamm" im Jahre 2003: Stets war Hermann Klein gefragt und sorgte mit der ihm eigenen Mischung von Rationalität und Leidenschaft für den Erfolg der ihm anvertrauten Projekte.

Im Verein "Unser Dorf hat Zukunft Götterswickerhamm" wickelte Hermann Klein Planungsverfahren ab und war an der Erstellung eines Leitbildes beteiligt. Darüber hinaus schätzt man Hermann Klein als sachkundigen Referenten für historische Vorträge unterschiedlichster Art, die in Kooperation von VHS, Stadt und Heimatverein durchgeführt wurden.

Seine ganz besondere Leistung ist freilich der langjährige Einsatz für "seine" Kirche: die Schinkelkirche in Götterswickerhamm, in der ihm nun konsequenterweise auch diese Ehrung zuteil wird. Von 1999 bis 2009 gehörte Hermann Klein dem Vorstand des “Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm” an. Hier lagen die technischen Fragen der Kirchensanierung in seinen Händen, aber auch die Verwaltung von Fremdmitteln. Der Verein konnte so auf die Kompetenz eines erfahrenen ehemaligen technischen Verwaltungsbeamten zurückgreifen, der sich voll und ganz der Aufgabe des langfristigen Denkmalerhalts verschrieb und seiner angemessenen Nutzung. Wenn uns heute mit der Schinkelkirche in Götterswickerhamm ein nachhaltig gesicherter, bedeutender historischer Bau zur Verfügung steht, dann ist das ganz wesentlich das Werk von Hermann Klein. Die Verleihung der Ehrenurkunde des Fördervereins der Kirche in Götterswickerhamm an Hermann Klein im Jahre 2013 trug dem Rechnung.

Aber damit wir uns recht verstehen, für Hermann Klein, ist diese Kirche nicht nur ein kunsthistorisch bedeutender Bau, sondern in erster Linie eben eine Kirche. Es ging ihm nicht nur um Denkmalerhalt, sondern auch um den Erhalt der Wirkkraft eines Sakralbaus, der geeignet ist, seinen Besuchern Frieden, Geborgenheit und innere Erhebung zu vermitteln.

Hermann Klein gehört nicht zu den Menschen, die viel über diese Dinge sprechen, aber etwas davon klingt an in seinem bedeutenden Aufsatz "Die Geschichte des Kirchenbaus" in dem vom Förderverein herausgegebenen Buch "Die Kirche Götterswickerhamm". Hermann Klein schließt hier so mit den Worten, dass diese Kirche auch weiterhin ihre Geschichte denjenigen erzählen solle, "die in ihr Schutz, Geborgenheit und Trost suchen".

Überhaupt geht dieser Aufsatz über eine enge Baugeschichte weit hinaus und bezieht auch grundsätzliche Fragen von Bauästhetik, - Funktionalität und Religionsgeschichte mit ein. Hermann Klein, der auch mit anderen heimatkundlichen Beiträgen hervortrat, ist so kein enger detailverliebter historischer Federfuchser, sondern hat sich das Bewusstsein der Vernetzung von Geschichte bewahrt, die immer Knotenpunkte von Politik, Kultur, Wirtschaft, Technik und Alltag bildet und auch, so könnte man sagen, den Bogen von Mensch zu Gott schlägt.

Hermann Klein betreibt Heimatgeschichte ohne Enggeistigkeit und auch hierin scheint er mir ein idealer Kandidat für die heutige Ehrung zu sein. Ich hatte selbst Gelegenheit, dies vor vielen Jahren zu erfahren und glaube sogar, wenn mein Gedächtnis mich nicht täuscht, dass mit dieser kleinen Episode unsere Bekanntschaft ihren Anfang nahm. Seither hat sich ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt, in dem wir uns gegenseitig mit Rat und Tat beiseite standen.

Doch nun zu meinem ersten Erlebnis mit Hermann Klein. Vor mehr als sieben Jahren befanden sich in dieser schönen Kirche noch zwei Objekte, die regelmäßig bei den St- Martinszügen Verwendung fanden. Zwei geschwärzte Eisenhelme, die den jugendlichen St. Martin selbst und einen seiner Mitstreiter schmückten und den beiden Darstellern wahrscheinlich gut zu Gesicht standen. Herr Klein regte nun an, die beiden Helme doch einmal gründlicher unter die Lupe zu nehmen. Gesagt – getan - und ein Ortstermin in Götterswickerhamm ergab, dass es sich um zwei „Kürisser“-Helme aus der Zeit um 1620 handelte, die von der Reiterei des Dreißigjährigen Krieges getragen wurden: “zwei inzwischen sehr selten gewordene Helme mit aufwändigem Visier”, wie das Gutachten des Preußen-Museums es seinerzeit feststellte.

Mit einem lachenden und weinenden Auge gab ich diese Einschätzung an die Kirchenverwaltung weiter. – Ersteres, weil ich froh war, zwei dieser Raritäten mit regionalem Bezug identifiziert zu gaben – Letzteres, weil ich mir natürlich bewusst war, dass die St. Martinszüge in Götterswickerhamm nun um zwei Attraktionen ärmer sein würden.

Seit Dezember 2007 befinden sich die beiden Helme nun als Dauerleihgabe im Preußen- Museum in Wesel und Hermann Klein, der diese Entwicklung natürlich in seiner Weisheit vorausgesehen hat, ist es zu danken, diese beiden hochrangigen Objekte gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.

An dieser kleinen Episode, lieber Herr Klein, zeigt sich eben, dass Sie von der eingeengten Optik einer nur auf den eigenen kleinen Ort bezogenen Geschichtsbetrachtung völlig frei sind. Großzügig haben sie den Anstoß gegeben, dass zwei historische Helme aus Götterswickerhamm ihre Wanderung nach Wesel antreten konnten, wo sie jetzt im Kontext eines auf den Niederrhein bezogenen Museums ihren exponierten Platz in der Dauerausstellung gefunden haben.

Wer sich wie Sie von der Geschichte gefangen nehmen lässt und nicht ruht, bis er zuverlässige Antworten auf seine Fragen gefunden hat – braucht ein belastbares und geduldiges familiäres Umfeld. Auch hier haben Sie es mit Ihrer Frau Ingeborg, ihren drei Kindern und inzwischen fünf Enkelkindern, glaube ich, gut getroffen. Das kann nicht jeder Heimatforscher von sich sagen.

Deshalb, lieber Herr Klein, möchte ich in meinen Dank an Sie, für die gute Zusammenarbeit, auch ausdrücklich Ihre Familie mit einschließen. Ich wünsche Ihnen nun viele weitere Jahre im Dienste Ihrer historischen Leidenschaften und freue mich aufrichtig über die Vergabe des “Dinslakener Pfennigs” an einen würdigen Preisträger, der die strengen Maßstäbe der Verleihung in jeder Hinsicht erfüllt.